„Ich geh doch nicht zum RAV! Was soll ich denn da…?“

Herr Meier ist empört. Wie viele andere Menschen in guten beruflichen Positionen, die jetzt ihren Job verloren haben, will er nicht zum Bittsteller des Staates werden. Er glaubt, dass er sofort wieder etwas Passendes finden wird. Immerhin ist er eine Koryphäe auf seinem Gebiet. Das kann doch nicht so schwer sein. Dachte er…

Das war vor ein paar Monaten. Trotz guter Verbindungen und aktiver Suche kamen nur Absagen. Niemand scheint auf ihn zu warten. Das ist deprimierend! Seinen Nachbarn erzählte er, dass er viel Homeoffice mache. Deshalb traut er sich nicht, sich in den Garten zu setzen und einfach nur eine Zeitung zu lesen.

Leider ist dies kein Einzelfall. Vor allem Versicherungsfachleute, Banker und andere spezialisierte Fachleute sind meist länger auf Jobsuche als erwartet. Und doch werden gute Fachkräfte überall gesucht. Firmen holen Leute aus dem Ausland, anstatt sich hier in der Schweiz umzusehen.

Leider sind oft auch die Stellensuchenden selbst schuld. Sie bewerben sich noch genauso wie vor 10 Jahren und merken nicht, wie viel sich seit damals geändert hat. Sie sind sich ihrer eigenen Kompetenzen kaum bewusst, erwarten aber, dass die Personalverantwortlichen ihre Qualifikationen schon erraten werden, sobald diese ihre Bewerbungsunterlagen in den Händen halten. Dabei hat sich an der Bewerbungsfront so viel verändert.

Hier sind erfolgreiche Tipps aus meiner langjährigen Erfahrung mit Arbeitssuchenden:

  • Machen Sie sich zunächst klar, was Sie können und was sie zu bieten haben. Nach meiner Erfahrung wird dieser Punkt am meisten vernachlässigt.
  • Stellen Sie nun Ihr persönliches Portfolio zusammen. Betrachten Sie Ihre Arbeit als ein „Produkt“, das Sie nun an potenzielle Kunden verkaufen wollen. Erstellen Sie attraktives Werbematerial, d.h. Bewerbungsunterlagen.
  • Ergänzen Sie Ihre Bewerbungsunterlagen nicht nur um die letzte Stelle. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Unterlagen auch den heutigen Standards entsprechen und ein ansprechendes, übersichtliches Layout haben. Lebensläufe werden nicht mehr nur von Menschen gelesen, sondern auch von künstlichen Intelligenzen.
  • Nutzen Sie Ihr Netzwerk. Sprechen Sie über Ihre Kompetenzen und darüber, was Sie suchen. Das Netzwerk wird Ihnen keine Stellen vermitteln, aber Sie bei Ihrer Suche unterstützen.
  • Nutzen Sie den verdeckten Stellenmarkt geschickt und überlegt. Das heisst, sprechen Sie Unternehmen an, die keine offenen Stellen ausgeschrieben haben. Viele interessante Stellen werden heute «unter der Hand» vergeben.
  • Viele Unternehmen suchen selbst nach interessanten Mitarbeitenden. Das nennt man Active Sourcing. Um gefunden zu werden, legen Sie ein Profil auf LinkedIn oder Xing an. Verwalten Sie dieses aktiv. Nur ein paar Daten online zu stellen, ist in etwa so sinnvoll, wie eine schöne Visitenkarte in der Tasche herumzutragen, ohne sie zu zeigen. Posten Sie beruflich relevante Dinge und liken Sie beruflich interessante Dinge im Netzwerk.
  • Melden Sie sich beim RAV an! Hier erhalten Sie nicht nur ein Taggeld zur Überbrückung finanzieller Lücken, sondern auch viel Hilfe bei der Suche nach Ihrem Traumjob und viele Tipps für Ihre Bewerbungen.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!